Vorbemerkung: Der folgende Fachartikel erschien am auf französisch im ICT Journal im Jahr 2016 und wurde später ins Blog getan(Autor: Daniel Boos in seiner Rolle bei Swisscom)
Die Digitalisierung ist in aller Munde. Unternehmen sollten sich aktiv um ihren eigenen digitalen Wandel kümmern. Denn die Arbeitswelt der Zukunft hat einiges zu bieten, ist aber auch mit hohem Engagement und kulturellem Wandel in Unternehmen verbunden.
Die digitale Transformation beeinflusst und verändert Gesellschaft, Wirtschaft und die Arbeitswelt mehr als alle bisherigen Technologien. So sind dadurch innert kürzester Zeit neue Geschäftsfelder und Firmen entstanden, die das Verhalten der Menschen verändern und das Informationsvolumen exponentiell vergrössert haben. Bis Mitte 2011 hat die Menschheit insgesamt 3.8 Trillionen Fotos geschossen. Allein im Jahr 2015 schossen wir eine Trillion Bilder. Ein ähnliches Wachstum zeigt sich bei Videos, mobilen Geräten oder der Internetnutzung.
Auch unsere Arbeit und Zusammenarbeit wird der digitale Wandel nachhaltig verändern und neu gestalten. Die Digitalisierung am Arbeitsplatz ist für Unternehmen ein zentrales Mittel, um Mitarbeitende produktiver und innovativer zu machen und somit konkurrenzfähig zu bleiben.
Die Basis dieser Entwicklungen findet sich in der agilen IT-Infrastruktur und deren Vernetzung. Dazu gehören Intelligente Maschinen und Gegenstände, die miteinander kommunizieren, die ständige Verfügbarkeit von Daten in der Cloud und die Möglichkeit grosse Datenmengen anhand von Big Data Analytics auszuwerten. Auf dieser Basis ist es möglich Geschäftsprozesse zu automatisieren und zu erleichtern. Daraus entstehen neue Arbeitskulturen und kreative Ansätze, die das Erlebnis und den Kunden in den Vordergrund stellen.
Drei Phasen auf dem Weg zur Arbeitswelt der Zukunft
Nicht alle Unternehmen in der Schweiz vollziehen den digitalen Wandel im selben Tempo. Grundsätzlich lassen sich drei Typen von Unternehmen unterscheiden: Die digital pragmatischen Organisationen halten an bewährten hierarchischen Prozessen fest und setzen Technologien dort ein, wo es einen unmittelbaren Nutzen für sie mit sich bringt – so zum Beispiel mobile Geräte oder teilweise Homeoffice.
Die digital progressiven Organisationen hingegen versuchen mit den neuen Möglichkeiten auch ihre Prozesse anzupassen, ohne die Unternehmenskultur grundsätzlich neu zu gestalten. Beispielsweise mit Unified Communications and Collaboration (UCC) Plattformen ermöglichen sie den Mitarbeitenden auch von zu Hause aus zu arbeiten und Sitzungen via Video- oder Audiokonferenzen durchzuführen.
Der dritte Typ von Organisationen nennt sich Enterprise Social. Hier fördert eine offene Unternehmenskultur die effiziente Zusammenarbeit und Kommunikation mit unterschiedlichen digitalen Tools und flexiblen Prozessen. So arbeiten beispielsweise Projektteams in flachen Hierarchien in nahtloser Zusammenarbeit über verschiedene Plattformen und Anwendungen zusammen.
Drei Schlüssel zum Erfolg
Um im Zuge dem digitalen Wandel hinzu der Arbeitswelt der Zukunft ein ganzheitliches Arbeitserlebnis zu schaffen und das Produktivitätspotenzial vollständig auszuschöpfen sind für Unternehmen drei Bereiche von besonderer Bedeutung. Persönliche Produktivität, reibungslose Zusammenarbeit und flexible Arbeitswelten heissen die drei Schlüsselbereiche. Im Folgenden werden diese drei Bereiche betrachtet und aufgezeigt wie grundlegend sich die Arbeitswelt verändern wird.
Persönliche Produktivität
Die Persönliche Produktivität nimmt künftig durch neue Technologien zu. Heute arbeiten die meisten Arbeitnehmenden im Büro oder zu Hause. Sie erhalten dafür vom Arbeitgeber eine kleine Palette an Tools sowie Zugang zum Firmennetzwerk. Die Mitarbeitenden erledigen viele Routinetätigkeiten und Administrationsarbeit und legen die entsprechenden Dokumente in den Ordnern des Dateisystems ab. Dies wird sich bereits in wenigen Jahren von Grund auf ändern. So werden die Menschen in Zukunft überall arbeiten können und durch die hohe Konnektivität die gleichen Tätigkeiten wie im Büro oder zu Hause auch im Zug oder im Café verrichten können. Neben den Geräten im Büro benutzen sie je nach Situation auch ihre privaten Geräte (Bring Your Own Device) und verfügen über eine breite Toolpalette. Intelligente Algorithmen filtern die wichtigen Informationen aus der Datenflut und versorgen damit den mobilen Arbeitsplatz. Smarte Assistenten und Tools übernehmen Routinearbeiten und organisieren das Datenmanagement.
Es liegt an Unternehmen ihre Mitarbeitenden mit Vertrauen und innovativem Denken für diese persönliche Produktivität zu befähigen. Die Herausforderung für Firmen dürfte es sein trotz den Freiheiten mit Tools, Arbeitsgeräten und Arbeitsorte die nötige Konsistenz und Sicherheit sicherzustellen.
Reibungslose Zusammenarbeit
Gute Arbeit hat meist mit erfolgreicher Zusammenarbeit zu tun. Im Team kann man mehr erreichen. Dazu ist es aber nötig sich zu organisieren. Da Routinearbeiten künftig immer mehr wegfallen und mehr nicht standardisierte Aufgaben anfallen, wird es normal, in Netzwerken unabhängig von einer Hierarchie oder festgefahrenen Prozessen zu arbeiten. Für grössere Projekte finden sich interdisziplinäre Arbeitsgruppen ad-hoc zusammen, um über einen definierten Zeitraum konzentriert an einem Thema zu sitzen. Im Fokus steht die effiziente ergebnisorientierte lokale und verteilte Zusammenarbeit. Neue Tools für die agile Zusammenarbeit helfen dabei.
Flexible Arbeitswelten
Mitarbeitende arbeiten künftig wann und wo sie wollen, was hilft die Arbeit und das Privatleben besser zu kombinieren. Flexible Arbeit wird zum Standard, ermöglicht eine individuelle Life Balance und erhöht damit die Produktivität. Unternehmen flexibilisieren ihre Prozesse, um den Sprung von der Massenproduktion hin zu spezifischen und individuellen Dienstleistungen zu schaffen. Statt in fixen Teams zu arbeiten ist die Zusammensetzung fliessend und setzt sich aus internen Mitarbeitenden und weltweiten externen Crowds zusammen. Die Herausforderung von Unternehmen ist es ihren Angestellten innerhalb dieser fliessenden Abläufe Orientierung und ein Zugehörigkeitsgefühl zu bieten. Die Arbeitnehmenden müssen die Fähigkeit entwickeln mit dieser Flexibilität umgehen zu können.
Menschen, Räume und Daten vernetzen sich zu digitalen Arbeitsplätzen. Neben den physischen Arbeitsorten kommen Hybride Büroräume hinzu und mit der fortgeschrittenen Technologie arbeiten die Menschen mit intelligenten Tools und vermehrt auch mit Robotern zusammen.
Fazit
Unternehmen aller Branchen stehen vor neuen Herausforderungen: Die Digitalisierung verändert die Art der Kommunikation und der Zusammenarbeit – innovative Arbeitsformen sind gefragt. In der Schweiz verfolgen die meisten Unternehmen den digital pragmatischen oder progressiven Ansatz. Um mit dem Wandel des Marktes mitzugehen ist es wichtig, sich bereits heute mit dem Thema der zukünftigen Arbeitswelt zu befassen. Unternehmen sollten verstehen, was modernes Arbeiten bedeutet und welche Chancen damit verbunden sind. Mit Hilfe von Experten ist es möglich Roadmaps dafür zu erarbeiten, um die Mehrwerte und individuellen Entwicklungsmöglichkeiten für den Betrieb und die Mitarbeitenden zu entdecken.